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Die Instrumente von Budowitz


Die Violine war bis zum Beginn des 20. Jhdts. das repräsentative Instrument der Klezmorim und wurde nach und nach durch die Klarinette als typisch jüdisches Instrument ersetzt. Frühe Dokumente aus dem 16. Jhdt. zeigen auch die stilisierte Abbildung einer Geige als Emblem für eine jüdische Musikzunft. Ältere Arten der Bogenführung, des Fingersatzes, der Phrasierung und Verzierung, die die verschiedenen Gesten des ostaschkenasischen Gesanges nachahmen, wurden bis vor kurzem als verloren und vergessen angesehen. Diese Techniken bilden einen wesentlichen Bestandteil des einzigartigen Klangs von Budowitz.


Die C-Klarinette war zusammen mit der Es-Klarinette der bevorzugte Klarinettentypus, den die Klezmorim im 19. Jhdt. verwendeten. Frühe europäische Aufnahmen (von ca. 1910) zeigen eine häufige Verwendung der C-Klarinette. Die aus Galizien stammenden Klarinettisten Naftule Brandwein und Dave Tarras bevorzugten sie, obwohl Tarras später auf die weiter verbreitete und leichter zu intonierende B-Klarinette wechselte. Die ausdrucksstarken und betörenden Unregelmäßigkeiten des Instruments sowie sein strahlender Ton machen es zu einem unentbehrlichen Instrument der frühen Musik der Klezmorim.


Das Tsimbl  (orientalisches Hackbrett) war vom 16. bis zum späten 19. Jhdt. das rhythmische und klangliche Rückgrat der Musik der Klezmorim. Seine Fähigkeit, sowohl Begleitung als auch Melodie zu spielen, machten es zu einem vielfältigen und unabdingbaren Mitglied von Klezmer-Ensembles. Die Konstruktion und Stimmung des Tsimbls bei Budowitz wurden erst nach jahrelangen detaillierten Forschungen innerhalb der Bildniskunde, der Analyse von Beschreibungen und frühen Aufnahmen des Instruments  ermöglicht. Die Art, die Schläger zwischen Zeigefinger und Mittelfinger zu halten, sowie die verschiedenen Arten der Anschläge als auch Ornamente, assymetrische Phrasierungen und verwendete Rhythmen, weisen auf einen älteren subtileren Zugang hin.


Die 3-saitige Bratsche, auch Groyse Fidl [Yid. Big Fiddle], Sekund, Kontra oder Zsidó Bratsch [Hun.], genannt, ist von unten nach oben in G-D-A gestimmt und folgt somit der Intonation der Geige, wobei jedoch die D-Saite eine Oktave tiefer gestimmt ist. Der Steg des Instrumentes ist flachgeschliffen, um ein konstantes Spielen von Akkorden zu ermöglichen. Für eine gerade Bogenführung sowohl nach oben als auch nach unten hält der Bratschist das Instrument zwischen Kinn und Brust, was einen rhythmischeren Spielstil und dichteren Klang bewirkt. Nach Beschreibungen der Zigeuner in Rumänien und Ungarn erfolgte der typisch jüdische Gebrauch dieses Saiteninstruments in unterschiedlichen Ausführungen auf einer 3- oder auch 4-saitigen Bratsche. Mit dem zunehmenden Gebrauch von Blasinstrumenten in Klezmerensembles um das Ende des 19. Jhdts. herum trat die Begleitung durch ein Saiteninstrument immer mehr in den Hintergrund, und obgleich nach wie vor häufig in der Volksmusik ungarischer Minderheiten in ganz Rumänien anzutreffen, wurde das Instrument in der Klezmermusik vorwiegend von Budowitz wieder zum Einsatz gebracht.


Das Cello, gelegentlich auch Bassetl genannt, kann man häufig auf frühen Abbildungen von Klezmer-Ensembles des 16. Jhdts. sehen. Manchmal wurde es um die Schulter gebunden, um ein Spielen im Gehen zu ermöglichen. Das Instrument wurde seit Beginn des  20. Jhdts. überhaupt nicht mehr verwendet, eine Tatsache, die in Anbetracht seiner großen Vielseitigkeit, schwer zu verstehen ist. Mehr als nur eine schematisierte Baßfunktion übernehmend, wechselt das Cello bei Budowitz zwischen der Baß- und der Tenorfunktion, und es interagiert auch reichlich mit der Melodie in der tieferen Oktave. Durch die häufige Verwendung von Glissandi, Nachschlagtönen und unregelmäßiger Phrasierung hat es den für die Musik der Klezmorim typischen klagenden Charakter.


Das Akkordeon, daß bei Budowitz verwendet wird, wurde 1889 gebaut. Es stellt die früheste Art eines vollchromatischen Knopfakkordeons dar und bildete die Basis des russischen Bayan, das im frühen 20. Jhdt. entwickelt wurde. Der nasale, warme Klang, der manchmal die Illusion eines kleinen  Blasorchesters vortäuscht, wird durch die Materialien ermöglicht, die für die Konstruktion dieser Instrumente verwendet wurden (Knochen, Holz, Ziegenleder und Messing). Ihre Fähigkeit, wie eine menschliche Stimme zu phrasieren und zu verzieren, ist größtenteils auf ihren kleineren, leichter kontrollierbaren Balg zurückzuführen. Der Klang dieser Instrumente und die Spielweise sind bei Budowitz identisch mit alten Aufnahmen von Musik der Klezmorim mit Akkordeon (ca. 1913).